Manie: Spezialisten und Informationen

19.06.2023
Dr. med. Markus Schmidt
Medizinischer Fachautor

Eine Manie ist ein krankhafter psychischer Zustand. Er ist in milden Fällen durch eine anhaltend gehobene Stimmung, gesteigerte Aktivität, gesteigertes Wohlbefinden und ein vermindertes Schlafbedürfnis gekennzeichnet. In schweren Fällen treten Symptome wie Selbstüberschätzung, Größenideen, Wahngedanken oder Halluzinationen auf. Behandelt wird eine Manie meist medikamentös mit Stimmungsstabilisatoren oder Neuroleptika.

Hier finden Sie weiterführende Informationen sowie ausgewählte Manie-Spezialisten und Zentren.

ICD-Codes für diese Krankheit: F30

Artikelübersicht

Definition: Was ist eine Manie?

Der Begriff Manie bezeichnet einen krankhaften psychischen Zustand. Er wird als Gegenteil einer Depression betrachtet und tritt meistens im Rahmen einer bipolaren Störung auf. Diese wurde früher manisch-depressive Erkrankung genannt und ist als sog. endogene Psychose klassifiziert.

Monopolare Manien (ohne Depressionen) sind sehr selten, haben dann aber ein hohes Wiedererkrankungsrisiko.

Wesentlich seltener sind maniforme Syndrome im Rahmen von

  • hohem Fieber,
  • Drogenrausch,
  • körperlichen oder hirnorganischen Erkrankungen oder
  • als Medikamentennebenwirkung

zu finden.

Historisch geht der Begriff Manie auf Hippokrates im 5. Jahrhundert vor Christus zurück. Aus dem Lateinischen übersetzt bedeutet Mania so viel wie Raserei, Besessenheit, Wahnsinn.

Symptome der Manie

Nach ICD-10 sind Hypomanien (= milde Formen der Manie) gekennzeichnet durch

  • eine anhaltend leicht gehobene Stimmung,
  • eine gesteigerte Aktivität und Antrieb,
  • ein gesteigertes Wohlbefinden,
  • Geselligkeit,
  • Gesprächigkeit sowie
  • vermindertes Schlafbedürfnis für einige Tage.

Die individuelle Schwankungsbreite ist sehr groß. Für eine genaue Einordnung der Manie ist daher oft die Schilderung der Angehörigen, die den Betroffenen gut kennen, hinzuzuziehen.

Durch das subjektive Wohlbefinden, das im Zustand der Manie oft besteht, lehnen Betroffene eine Behandlung manchmal ab. Künstler beschreiben, im Zustand der Manie oft besondere Kreativität an den Tag zu legen. Es besteht allerdings das Risiko einer Verschlechterung mit dann manchmal gravierenden negativen Folgen.

Manische Phase ohne psychotische Symptome

Eindeutige Manien ohne psychotische Symptome zeigen sich in

  • situationsinadäquat gehobener Stimmung,
  • Überaktivität,
  • hohem Rededrang,
  • verminderter Fähigkeit zum Zuhören,
  • vermindertem Schlafbedürfnis,
  • Verlust üblicher sozialer Hemmungen,
  • starker Ablenkbarkeit,
  • Selbstüberschätzung,
  • Expansivität,
  • Größenideen,
  • riskanten Projekte und
  • zum Teil hohen Geldausgaben

für wenigstens eine Woche Dauer.

Manische Phase
Während einer Manie sind Betroffene extrem energiegeladen und neigen zu Selbstüberschätzung © © yesdoubleyes | AdobeStock

Manische Phase mit psychotischen Symptomen

Manien mit psychotischen Symptomen äußern sich zusätzlich in

  • grober Selbstüberschätzung,
  • Größenideen wahnhaften Ausmaßes,
  • Ideenflucht,
  • evtl. Verfolgungswahn,
  • Aggressivität/Gewalttätigkeit und
  • ggf. in Wahngedanken oder Halluzinationen.

Folgen einer manischen Phase

In einer schweren Manie haben Betroffene schon

  • Partnerschaften oder Arbeitsverhältnisse unwiederbringlich geschädigt,
  • Ersparnisse durchgebracht,
  • erhebliche Schulden gemacht oder
  • sich und andere durch Risikoverhalten oder im Alkohol- oder Drogenrausch ernsthaft gefährdet.

In sog. gemischten manisch-depressiven Episoden können zudem auch kurzzeitig suizidale Impulse auftreten. Sie münden bei allgemein herabgesetzter Hemmung rasch in suizidale Handlungen.

Manie mit fehlender Krankheitseinsicht

Besonders problematisch ist das Krankheitsbild der Manie, wenn es mit fehlender Krankheitseinsicht einhergeht. Betroffene sind dann oft schon für den Laien als krank erkennbar, suchen aber keine Hilfe auf oder lehnen die angebotene Hilfe vehement ab.

Erst bei akuter Eigen- oder Fremdgefährdung können Betroffene auch gegen ihren Willen einer Behandlung in der Psychiatrie zugeführt werden. Zuständig für die Feststellung sind – je nach Kreis und Bundesland unterschiedlich organisiert – die Ordnungsämter, Gesundheitsämter und die Polizei.

Eine Unterbringung für mehr als 24 Stunden Dauer bedarf einer richterlichen Zustimmung.

Therapie der Manie

Manische Episoden werden in den meisten Fällen medikamentös mit Stimmungsstabilisatoren (Lithium, Valproat) oder mit Neuroleptika behandelt. Man empfiehlt bei Vorliegen einer Manie unterstützend eine reizarme Umgebung und regelmäßige (fach-)ärztliche Kontakte.

Die Rückfallquote ist in den Monaten nach einer manischen Phase sehr hoch. Daher ist auch nach Abklingen der akuten Erkrankungsphasen eine medikamentöse Erhaltungstherapie und Rückfallprophylaxe notwendig. Das Ausschleichen des Stimmungsstabilisators sollte frühestens nach einem Jahr, manchmal auch erst deutlich später erfolgen.

Ein manischer Patient sollte sich auf jeden Fall in ambulante fachärztliche Behandlung begeben. Diese übernimmt ein niedergelassener Psychiater oder Nervenarzt in der Praxis oder in psychiatrischen Institutsambulanzen (PIA). Reicht diese Betreuung in akuten Krankheitsphasen nicht aus, kommen eine tagesklinische oder vollstationäre Behandlung in der Psychiatrie in Betracht.

Hat man in stabileren Phasen

  • Probleme mit der Krankheitsakzeptanz,
  • Informationsbedarf oder
  • eine berufliche Fragestellung,

kann auch eine medizinische Rehabilitation in einer darauf spezialisierten Fachklinik hilfreich sein.

Bei Geschäftsunfähigkeit im Rahmen einer nachgewiesenen Manie können manchmal Anschaffungen zurückgegeben oder Kaufverträge rückgängig gemacht werden.

Fallbeispiel: Wie äußern sich Manien?

Eine 48-jährige Lehrerin wird stationär aufgenommen, nachdem sie in den Wochen vorher zunehmend überaktiv wurde, um – wie sie selbst sagte – die Welt glücklich zu machen.

Über einige Tage hatte sich eine gehobene Stimmung angedeutet. Danach brach die manische Episode während eines Wochenendkurses, an dem die Patientin kaum schlief, vollständig aus. Dabei schlief sie nur noch 1 bis 2 Stunden pro Nacht, war den ganzen Tag auf den Beinen, sprach viel und verfolgte das Ziel, ihre Umgebung glücklich zu machen. Dazu band sie für alle Nachbarn Blumenkränze, wollte mit Kindern am Spielplatz singen u.ä.

Sie lehnt eine stationäre Behandlung ab, weil sie sich extrem gut fühle und noch viel zu erledigen habe. Aus der Vorgeschichte sind mehrere manische und schwere depressive Episoden bekannt. Die Patientin verweigert zunächst eine stationäre Aufnahme, eine gute Freundin kann sie jedoch zum Bleiben in der Klinik überreden. Sie erhält zunächst ein hoch wirksames Neuroleptikum (Zyprexa®), das gut gegen akute Manien wirkt.

Nachdem sich ihr Zustand nach ca. vier Wochen stabilisiert hat, wird zur weiteren Phasenprophylaxe vorsichtig Lithium eindosiert. Die Patientin hat bereits gute Erfahrungen mit dem Medikament gemacht. Auf Anraten eines sehr religiösen und medikamentenfeindlichen neuen Bekannten hatte sie es jedoch ein halbes Jahr vor der stationären Aufnahme abgesetzt.

Daher wird mit ihr ausführlich die Wichtigkeit einer regelmäßigen und u.U. jahrelangen Einnahme von Lithium besprochen.

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